Erkenntnistheorie im Neukantianismus (Proseminar WS 2008/09), Ankündigung
Der Neukantianismus ist eine zwischen etwa 1870 und 1920 bestehende einflussreiche Strömung der Philosophie, die sich, ausgehend von Kant, um eine Zentrierung der Philosophie in einer Theorie der Erkenntnis (Epistemologie), nicht einer Lehre des Seins (Ontologie) bemüht. In einem konstitutionstheoretischen Ansatz geht es ihr um den systematischen und prinzipiengeleiteten Ausweis der Begründung des Wissens. Fundamentalistische Fragen nach der „Letztbegründung“ des Wissens und dem Abschluss der Frage nach der Geltung stehen dabei im Zentrum. Kritisch steht der Neukantianismus gegenüber dem Positivismus und rein analytischen Ansätzen der Philosophie, positiv bildet er einen Vorläufer der späteren Wissenschaftstheorie. In dem Seminar sollen die erkenntnistheoretischen Positionen der Hauptvertreter des Neukantianismus (u.a. Hermann Cohen, Paul Natorp, Wilhelm Windelband, Heinrich Rickert und Bruno Bauch) anhand von Originaltexten und Sekundärliteratur studiert werden. Am Ende soll ein Ausblick auf das Fortwirken des Neukantianismus bis in die Gegenwart stehen (im „Neoneokantianismus“ von u.a. Rudolf Zocher, Hans Wagner und Werner Flach).
Literatur (Auswahl)
- Flach, W. & Holzhey, H. (Hg.), Erkenntnistheorie und Logik im Neukantianismus, Hildesheim 1980.
- Pascher, M., Einführung in den Neukantianismus. Kontext - Grundpositionen - praktische Philosophie, München 1997.
- Holzhey, H., Der Neukantianismus. In: ders. & Röd, W., Neukantianismus, Idealismus, Realismus, Phänomenologie (= Geschichte der Philosophie, Bd. 12), München 2004, 13-129.