Parasitismus - Kulturgeschichtliche, biologiehistorische und medizinische Ansichten eines Phänomens (Proseminar WS 2006/07), zus. m. Eva Johach, Ankündigung
Der Parasit ist assoziiert mit dem gemeinsamen Speisen, mit Genossenschaft und Gastfreundschaft. Wörtlich ein „Mitesser“ bzw. jemand, der neben einem Anderen speist, hat das Konzept seit der Antike eine Reihe von Bedeutungsverschiebungen erfahren, die sich im Wechselspiel von Kultur- und Naturgeschichte bewegen. Die Lehrveranstaltung will die breit gelagerte Bedeutungspalette des Phänomens durch die Kultur- und Biologiegeschichte seit der Antike verfolgen. Das Themenspektrum reicht von der Kulturgeschichte des Parasiten in der Antike und der Kunst der Parasitik (der Parasit als Komödienfigur) über biologische Versuche der Definition und Analyse des Parasitismus als Evolutionsstrategie bis zu einer Untersuchung der Logik des Parasitären in Kultur-, Medien- und Schrifttheorie. Auf exemplarische Weise soll die Interaktion zwischen biologischer und sozialer Kategorisierung anhand dieses Konzeptes dargestellt werden.
Auswahl von Themenblöcken
- Kulturgeschichte des Parasiten: Antike
- Kunst der Parasitik: Der Parasit als Komödienfigur
- Panorama: Definitionen von Parasitismus
- Tischgenossen, biologisch: Parasitenkunde im 19. Jahrhundert
- Sozialpathologie des Parasiten: Der Degenerationsdiskurs um „Sacculina“
- Kampf gegen gesellschaftliche Parasiten: NS, Stalinismus, Gegenwart
- Zwischen Ekel und Faszination: Bestiarium der Parasiten
- Parasitäre Manipulationen und Evolutionsstrategien
- Phantasma der Fernsteuerung: Egoistische Gene und andere Parasiten
- Logik des Parasitären: Kultur-, Medien- und Schrifttheorien