Bewusstsein (Proseminar WS 2004/05), Ankündigung
Durch die Fortschritte der Neurowissenschaften und empirischen Kognitionsforschung ist das Konzept des Bewusstseins in den letzten Jahren zu einem interdisziplinär kontrovers diskutierten Gegenstand geworden. Anders als der Physiologe Du Bois-Reymond, der 1872 das Bewusstsein – übrigens im Gegensatz zu dem biologischen Leben – für ein durch die Wissenschaft nie zu erklärendes Phänomen ansah (»Ignorabimus«), rückt nach Einschätzung vieler empirischer Forscher eine naturwissenschaftliche Erklärung des Bewusstseins in Reichweite. In dem Seminar sollen die begrifflichen Aspekte dieser Ankündigung untersucht werden. Es gilt dabei, das Konzept des Bewusstseins in seiner Stellung zwischen empirisch-naturwissenschaftlichen Ansätzen und philosophischen Theorien des Subjekts zu klären. Dabei stellen sich viele Fragen: Wie ist das Verhältnis von neuronalen Strukturen und Subjekt zu bestimmen? Ist die Rede von einem neuronalen Korrelat des Bewusstseins gerechtfertigt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Bewusstsein und Sprache oder Bewusstsein und Moral? Grundlage des Seminars sind philosophische Aufsätze, die im 20. Jahrhundert zu dem Thema verfasst wurden – mit dem Schwerpunkt auf der aktuellen Debatte.
Literatur
- Bieri, P. (Hg.) (1993). Analytische Philosophie des Geistes. Athenäum, Hain.
- Metzinger, T. (Hg.) (2001). Bewusstsein. Schöningh, Paderborn.
- Pauen, M. (1999/2001). Das Rätsel des Bewusstseins. Mentis, Paderborn.
- Pauen, M. & Roth, G. (Hg.) (2001). Neurowissenschaften und Philosophie. Fink, München.