Naturteleologie (Teleologische Analysen und funktionale Erklärungen)
(Proseminar WS 2003/04), Ankündigung
Die Naturteleologie behandelt den Status des Zweckbegriffs in der wissenschaftlichen Erkenntnis der Natur. Einige ihrer Fragen lauten: Wie lässt es sich begründen, dass einzelnen Naturgegenständen Zwecke zugeschrieben werden (z.B. den Organen in einem Organismus)? Folgt aus dieser Zuschreibung, dass die Natur insgesamt ein Ziel verfolgt? In dem Seminar wird es zunächst um die allgemeine Form einer teleologischen Analyse und einer teleologischen Erklärung gehen. Zu erörtern ist dabei insbesondere, was das Zu-Erklärende in einer solchen Erklärung ist und wie sich die Eigenständigkeit dieses Erklärungstyps begründen lässt. Weiter soll die methodologische Rolle der Teleologie innerhalb der Naturwissenschaften untersucht werden. Zu diskutieren sind dabei die verschiedenen Versuche, die teleologische Sprache, wie sie vor allem in dem biologischen Funktionsbegriff zum Ausdruck kommt, zu rechtfertigen bzw. sie in eine kausale zu übersetzen. In der intensiven Auseinandersetzung mit dem Funktionsbegriff der letzten Jahre stehen sich Auffassungen gegenüber, die diesen ausgehend von der Evolutionstheorie oder von Theorien komplexer Systeme entwickeln wollen. Neben diesen jüngeren Diskussionen sollen in dem Seminar auch die klassischen Positionen zur Teleologie, v.a. die für die gegenwärtigen Kontroversen besonders wichtigen Standpunkte von Aristoteles und Kant behandelt werden.
Literatur
- Allen, C., Bekoff, M. & Lauder, G. (eds.) (1998). Nature’s Purposes. Analyses of Function and Design in Biology. MIT Press, Cambridge, Mass.
- Buller, D.J. (ed.) (1999). Function, Selection, and Design. State University of New York Press, Albany.
- McLaughlin, P. (2001). What Functions Explain: Functional Explanation and Self-Reproducing Systems. Cambridge University Press, Cambridge.
- Ariew, A., Cummins, R. & Perlman, M. (eds.) (2002). Functions. New Essays in the Philosophy of Psychology and Biology. Oxford University Press, Oxford.