Neurophilosophie der Willensfreiheit (SS 2008), Ankündigung
Die Fortschritte der Neurowissenschaften führen zu einem immer detaillierteren Bild der neuronalen Prozesse, die während einer Willensentscheidung einer Person stattfinden. Der deterministische Charakter dieser Prozesse wird häufig als unvereinbar mit der Annahme der Willensfreiheit verstanden. Von anderer Seite wird darauf verwiesen, dass kein Widerspruch zwischen Determinismus und Willensfreiheit bestehen muss, ja dass die Determination eine Voraussetzung für die Wirksamkeit eines freien Willen ist, insofern der freie Wille als eine Form der Determination, nämlich als Selbstbestimmung verstanden wird.
Das Seminar wird in die grundlegenden Positionen der gegenwärtigen Debatte einführen und zu einer Klärung der Begriffe beitragen. Leitende Fragen dabei sind: Wie ist das Verhältnis zwischen Willensfreiheit und neuronalem Prozess zu verstehen? Ist jede freie Willensentscheidung bewusst oder kann es einen unbewussten Willen geben (z.B. bei Tieren)? Welches Verhältnis besteht zwischen Willensfreiheit und Sprache? Sind Willensentscheidungen immer begründete Entscheidungen?
Literatur
- Walter, H. (1998). Neurophilosophie der Willensfreiheit. Von libertarischen Illusionen zum Konzept natürlicher Autonomie. Schöningh, Paderborn.
- Pauen, M. (2004). Illusion Freiheit? Mögliche und unmögliche Konsequenzen der Hirnforschung. Fischer, Frankfurt/M.
- Köchy, K. & Stederoth, D. (Hg.) (2006). Willensfreiheit als interdisziplinäres Problem. Alber, Freiburg.