Der naturwissenschaftliche Begriff des Lebens (Proseminar SS 2003), Ankündigung
Der Begriff des Lebens spielt in vielen Diskussionen der Gegenwart eine zentrale Rolle. Innerhalb der Naturwissenschaften dient er zur Abgrenzung des Gegenstandes der Biologie. Biologisch betrachtet bildet das Leben eine besondere Erscheinungsform der Materie, die über die Konzepte der Organisation, Regulation und Evolution näher charakterisiert werden kann. In dem Seminar werden die einflussreichsten Interpretationen des naturwissenschaftlichen Lebensbegriffs von der Antike bis zur Gegenwart nachvollzogen. Wichtige Stationen bilden dabei der Lebensbegriff bei Aristoteles, die Maschinentheorien des Lebens im 17. und 18. Jahrhundert, Kants Theorie des Organischen, die Lebenskraftlehren des 18. und 19. Jahrhunderts, das Verständnis des Lebensbegriffs im Rahmen von Evolutionstheorie und Genetik und die moderne Interpretation des Lebens als ein Phänomen der Selbstorganisation der Materie. Auch mit dem Problem der Erzeugung künstlichen Lebens und mit der Frage, ob der Lebensbegriff ein Wertbegriff darstellt, werden wir uns auseinandersetzen. Abschließend soll die Möglichkeit untersucht werden, eine rein naturwissenschaftliche Definition von Leben zu geben.
Literatur
- Hesse, P.G. (1943). Der Lebensbegriff bei den Klassikern der Naturforschung. Seine Entwicklung bei 60 Denkern und Forschern bis zur Goethezeit. Fischer, Jena.
- Schejter, A. & Agassi, J. (1994). On the definition of life. Journal for General Philosophy of Science 25, 97-106.
- Rizzotti, M. (ed.) (1996). Defining Life. The Central Problem in Theoretical Biology. University of Padova Press, Padova.
- Luisi, P.L. (1998). About various definitions of life. Origins of Life and Evolution of the Biosphere 28, 613-622.